Schicksal?!?!?

24. März 2022

Ich war also an dem Punkt, dass ich sicher wusste: Eigene Niederlassung ja, als eigener Chef. Blieb die Frage: ABER WO?

Tatsächlich war die Spannbreite der Überlegungen dazu anfangs sehr groß – von Neuseeland über irgendwo in Deutschland bis „zurück in die Heimat“ (Greiz/Thüringen) war alles dabei. Wobei ich im Nachgang nicht weiß, wie realistisch der Gedanke „ganz weit weg“ jemals war, oder ob er aus familiären Umständen und Genervtsein vom häufigen (deutschen) Pessimismus mit vermeintlichen Gegenbeispielen aus dem Urlaub herrührte. Letztendlich wurde mir die Entscheidung fast abgenommen, wie ihr gleich lesen werdet. Gleichwohl denke ich mittlerweile, der Alltag stellt sich irgendwann überall ein und das persönliche Glück ist deutlich mehr eine innere Einstellung als von äußeren Umständen wie dem Ort abhängig. Und so weit weg zu gehen erfordert vielleicht noch mehr Mut, als ich diesbezüglich hatte.

Auch Angebote, in Jena längerfristig einen Sitz zu übernehmen, hatte ich zwischenzeitlich. Für viele bestimmt ein Volltreffer. Aber ich bin und bleibe Dorfkind. Meine Verbundenheit zur schönen Stadt Jena war immer mehr studien- und arbeitsbezogen.

Zum Glück war ich noch unentschlossen, denn zu diesem Zeitpunkt kontaktierte mich eine gute Kollegin aus Greiz – sie hätte da was, was ich mir mal anschauen könnte. Witzigerweise hatten wir uns vorher ewig nicht gesehen und dann nur zufällig auf der Gartenparty einer gemeinsamen Freundin über die aktuellen Niederlassungs-Überlegungen gesprochen. Sie wiederum war auch zufällig in Kontakt gekommen mit einem noch Unbekannten, der im Nachbarstädtchen Elsterberg ein großes historisches Gebäude sanieren wollte und dafür auf der Suche nach einem Arzt war. Nach zögerlichem Überlegen – das klingt ja doch alles etwas kryptisch – traf ich mich mit dem großen unbekannten Investor vor Ort. Dieser stellte sich als der junge Zahnarzt von nebenan heraus. Paul, gleichaltrig mit mir, und seine Partnerin Mayte, noch jünger, hatten sich in den Kopf gesetzt, die „Alte Post“ mit neuem Leben zu füllen.

Und dann das Gebäude: Von aus schon interessant, war es innen Liebe auf den ersten Blick. Zwar völlig schmutzig, seit über 10 Jahren leerstehend, ein Lost Place im Grunde, aber so helle, hohe Räume! Platz ohne Ende. Riesenpotenzial. Und super gelegen. Es passte auch einfach mit den künftigen Bauherren - da war sofort Sympathie da.

Dennoch, so etwas entscheidet man natürlich nicht leichtfertig. Ich jedenfalls nicht. Als wurde, mehrfach revidiert, eine Pro- und-Contra-Liste angelegt, in die Dinge einflossen wie: Leben auf dem Land allgemein – will ich das? Für mich im Herzen ein klares Ja. Förderlich hinzu kam, dass meine Schwiegereltern zeitgleich äußerten, sie würden uns gerne ihr Baugrundstück im Nachbardorf zu Elsterberg anbieten, wo sie es nie geschafft hatten zu bauen.

Das liebe Geld – werden wir dort gut verdienen? Vielleicht mehr in der Stadt? Auf alle Fälle gut – dazu in einem späteren Beitrag mehr. Das Risiko? Bezüglich der Immobilie schon vorhanden, aber voller Vertrauen. Bezüglich der Patienten – bei 8 freien Sitzen im drohend unterversorgten Gebiet wohl kein Sorgenpunkt.

Und und und…letztendlich siegte das Pro mit sehr deutlichem Vorsprung und das Bauchgefühl stimmte dem zu – zum Glück! Denn wie (durchweg positiv) es weiterging, lest ihr hier nächste Woche. Bis bald!