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xx. August 2022

 

Alles außer Teasertext

Ich bin schon immer in den Urlaub gefahren. Ein bisschen zu gerne, wenn man die Gesamtfinanzlage berücksichtigt. Aber, und dieses Statement würde ich immer wieder aufs Neue unterschreiben, Zeit ist wertvoller als Geld. Zeit war früher bei mir mehr vorhanden, Geld weniger. Mein Fokus lag immer darauf, aus der zur Verfügung stehenden Zeit das Beste zu machen, ehe sie dann (absehbar) knapper werden würde. Und wo kann man die Zeit besser verbringen als im Urlaub? Auch wenn das im Umkehrschluss hieß, dass es mit dem Geld manchmal eng wurde und gerade im Hinblick auf die Praxiseröffnung bedeutete, dass kein Eigenkapital zur Verfügung stehen würde. Klingt jetzt vielleicht leichtsinnig, aber es hat sich gezeigt: In die Niederlassung kann man sogar ganz ohne eigenes Vermögen starten. Und das geht so:

1. Was soll’s denn kosten?

Wie ihr ja schon gelesen habt, gibt es eine Menge, das man für einen Praxisneustart braucht und beschaffen muss. Und beschaffen heißt meist: kaufen. Deshalb hier, ausgehend von der Mindmap des letzten Beitrages, eine Aufstellung meiner Investitionskosten. Alles sind ungefähre Angaben, die Abrechnung im Detail steht aktuell auch für mich noch aus.

  • Innenausbau der Praxis (für 180 qm Fläche): 110.000 €

    Das umfasst die ganzen Möbel, Tresen, Behandlungszeilen etc. (sämtlich Qualitätsarbeit aus einer lokalen Tischlerei, dazu mehr in einem anderen Beitrag), Lampen, Wartezimmer-, Behandlungs- und Personalstühle, große Einrichtungsgegenstände wie Kühlschränke.

  • Hard- und Software: 40.000 €

    Hierunter verstehe ich Rechner und Monitore (apple®-basierte Praxissoftware tomedo®, Computerarbeitsplätze), Komponenten der Telematikinfrastruktur (vereinfach gesagt ein sicheres Netzwerk zur medizinischen Kommunikation deutschlandweit, Pflichtvorgabe, wird aber finanziell gefördert), Netzwerk- und Kommunikationszubehör, Praxissoftware, Medizintechnik wie z.B. EKG und die Installation des Ganzen

  • Ultraschallgerät: 16.000 €

    mobiles Ultraschallgerät der Firma Esaote mit 2 Sonden, auch zum Hausbesuch geeignet

  • sonstiges Praxisinventar: 15.000 €

    Damit sind solche Dinge wie Behandlungsliegen, Desinfektionsspender, Untersuchungs- und Verbrauchsmaterialen, Bürobedarf und jede Menge Kleinkram gemeint – eine meiner Weiterbilderinnen sagte immer, eine Praxis sei wie ein zweiter Haushalt. Ich finde, sie hat recht.

Das macht in der Summe 181.000 €, pi mal Daumen. Allerdings sind wir flächenmäßig vergleichsweise groß, und absolut modern und edel ausgestattet. Schließlich wollen wir`s ja bis zur Rente hier aushalten. Apropos, zu Kleinkram zählen auch die Liegestühle auf unserer Sonnenterrasse :-)

Eine ganz schöne Summe also, die vielleicht manch einen jetzt erstmal schlucken lässt, und die ich nicht einfach so hatte. Also:


2. Geldsorgen? Geld borgen!

Natürlich braucht man dafür hauptsächlich eine Bank. Die gibt relativ gerne Geld, wenn man da als Arzt hinkommt, weil sie weiß: Der kann das sicher zurückzahlen. In unserem Beruf wird man selten arbeitslos (dann eher noch arbeitsunfähig) und trotz „Budgetierung“ und all dieser finanziellen Schreckgespenster, die da so kursieren, kann man ehrlich gutes Geld verdienen. 

Also ist ein Kredit kein Problem, eher die Wahl der Bank und des Beraters. Wer hier keine Erfahrung mitbringt, wird sich wohl immer fragen: „Werde ich gerade gut beraten, oder kriege ich nur nicht mit, dass mir was verkauft wird?“. Diese Sorge habe ich für mich nicht wirklich geschafft zu lösen (hat jemand einen Vorschlag?). Ich habe meinen Kreditantrag über meinen langjährigen unabhängigen Finanz- und Versicherungsmakler laufen lassen. Hierzu gibt es eine extra Honorarvereinbarung zwischen ihm und mir (die zusätzlich wirtschaftliches Coaching und allgemeine Niederlassungsberatung beinhaltet). So hatte ich zumindest etwas mehr Vertrauen in die Sache und ein besseres Gefühl dabei. Ob das sinnvoll oder erforderlich ist, kann ich auch nicht sagen.

Auf alle Fälle: Ein Kredit ist kein Problem, sondern nur etwas um das man sich kümmern muss. Und um ein paar Prozente rauf und runter sollte man sich aktuell nicht zu sehr sorgen, denn zum Glück gibt es da noch -


3. Die Fördermöglichkeiten.

Juhuu, es gibt Geld geschenkt, und nie waren die Zeiten zur Niederlassung so günstig! 

Wer es bis auf diese Seiten hier geschafft hat, hat vermutlich auch von Förderung schonmal was gehört oder gelesen. Auf den Websites der KVen, der Kompetenzzentren sowie auf lass-dich-nieder.de werden super aufbereitet und übersichtlich die Fördermöglichkeiten in den verschiedenen Bundesländern dargestellt. Thüringen steht dabei mit an der Spitze, was die Optionen angeht.

Für mich selbst in Sachsen (sorry, liebe KV Thüringen!) sind es 60.000 € Zuschuss zur Niederlassung (ja, die darf ich einfach so behalten!) und eine sogenannte „Quartalsmindestumsatzförderung“ die ersten 4 Quartale – das heißt, egal wie viele Patienten meine Praxis „schafft“, vom Honorar werden wir aufgestockt auf die Summe der Vergleichsgruppe (=das, was die anderen sächsischen Hausärzte durchschnittlich erwirtschaften). Praktisch bringt das den Vorteil mit sich, dass man, gerade bei der Neugründung, erstmal in Ruhe seinen Patientenstamm aufbauen kann, ohne sich ums Geld große Sorgen machen zu müssen.

Da der Beitrag nun schon ziemlich lang geworden ist, würde ich auf die laufenden Kosten (=“Betriebskosten“) in einem späteren Beitrag eingehen. Ich hoffe ich konnte euch einen guten Einblick in dieses sonst verschlossene Thema geben. 

Wenn ihr nähere Fragen dazu habt, schreibt mich gerne an über unsere Praxiswebsite www.hausarzt-elsterberg.de.

Bis bald!